Seek II (1-3)
Dreiteilige Videodokumentation, die den Aufbau von Seek II (1), die Präsentation in einer Ausstellung (2) und die Präparation einer mongolischen Rennmaus, die während der Ausstellungszeit im Museum starb (3) zeigt. 2007 gefilmt mit einem MiniDVD-Camcorder.
Zunächst wollte ich in meinem Film "Das Netz" das Verhältnis von Kunst und Technologie untersuchen. Doch nach und nach verschoben sich die Gewichte, weil Kunst in diesem Zusammenhang für mich immer weniger entscheidend war, und die Künstler eher als "cheerleader" für politisch-wissenschaftliche Ideen erschienen. Übrig blieb von diesem ursprünglichen Ansatz nur die Videodokumentation "Seek II".
Das Original,
"Seek", war 1970 die Hauptattraktion der New Yorker Ausstellung Software
- Information Technology: Its New Meaning for Art, und wurde am M.I.T. von
Studenten der Maschinenarchitektur-Gruppe unter der Leitung von Nicholas
Negroponte entwickelt und gebaut. Die Gruppe gehörte zum „Labor für Urbane
Systeme” und wurde von der Ford-Stiftung gefördert. „Seek” war eine Maschine, die sowohl als
kybernetisches Weltmodell als auch als behavioristisches Experimentallabor
konzipiert war. Ein computergesteuerter Roboterarm war Herr über eine kleine
Stadt aus Metallwürfeln, die in einem bestimmten Grundriss angeordnet waren,
der im Rechner gespeichert war. Die Würfel bildeten gleichzeitig den Lebensraum
einer Gruppe von 24 mongolischen Wüstenrennmäusen. Die Tiere stießen gegen die
Würfel, zerstörten deren Aufbau und brachten die Stadtlandschaft zum Einsturz.
Dessen Aufgabe des Computers war nun, diese Abweichungen zu analysieren und
daraus Muster für eine Vorhersage des Verhaltens der Tiere zu entwickeln. Die
Maschine war die spielerisch-künstlerische Vorwegnahme eines
Gesellschaftsmodells, dessen Realisierung sich schon 1970 erahnen ließ. In
einem Interview sagte mir der Kurator Jack Burnham 2002: „Es war irgendwie wie
H.G. Wells, sehr futuristisch, und man stellte sich vor, dass sowas in Zukunft
vielleicht passieren könnte. Und zwar mit Menschen, nicht mit Ratten.”
Mit einem Team baute ich 2007 ein Replikat dieser Maschine, "Seek
II". Zum einen war es die Lust an der Veranschaulichung von Ideen und
Visionen, die sich im Falle von Kybernetik nur durch mathematische Berechnungen
und Simulationen darstellen ließ; zum anderen war es die Neugier, wie das
heutige Publikum auf eine Versuchsanordnung von 1970 reagieren würde.
Seek II - Making of, 2007 (31:02 min.)
Seek II - Hamburger Kunsthalle, 2009 (7:38 min.)
Seek II - Präparation, 2009, stumm (28:17 min.)