Vorlauf

Lutz Dammbeck
ATOM BOY

In meinem Film "Das Netz" hatte ich mich mit einer von Wissenschaft und Technik getragenen Entwicklung beschäftigt die dazu führte, dass die Fundamente der Moderne neu gesetzt werden konnten. In "Overgames" ergänzte ich dies durch die Betrachtung der Bereiche Psychologie, Psychiatrie und Sozialwissenschaften, die ebenso Teil des interdisziplinären Mix waren, mit dem die Welt als ein "offenes System" verstanden werden konnte. Fragen nach dieser Welt als offenem System waren von der Frage nach dem Wesen der Technik nicht zu trennen. Denn dass die Wissenschaft und vor allem die Technik die Gegenwart und die Zukunft bestimmen würden, schien klar. Die Frage nach dem Wesen der Technik war allerdings nicht neu. Sie führte zurück in das erste Drittel des vorigen Jahrhunderts und zu Martin Heidegger, der allerdings diese, seine, Frage nicht beantworten konnte, sie ins Unbewußte verschoben und an die Kunst weitergereicht hatte. Zugleich hatte er seine Hoffnung auf das ostasiatische Denken gesetzt, und von der japanischen Philosophie eine Antwort erwartet. Aber hatten die Japaner wirklich eine Antwort auf diese Frage? In der japanischen Übersetzung eines Textes von Heidegger stehen 268 deutsche Begriffe in Klammern, für die sich anscheinend keine adäquate Entsprechung im Japanischen finden läßt. War alles also nur ein Mißverständnis? Konkret wurden meine Recherchen, nachdem mir ein Japanologe den Hinweis auf eine Konferenz japanischer Wissenschaftler, Philosophen und Künstler gab, die 1942 unter dem Titel "Die Überwindung der Moderne" in Tokyo stattgefunden hatte. Später erfuhr ich, dass japanische Physiker zur gleichen Zeit mit dem Bau einer japanischen Atombombe begonnen hatten. Wie passte das alles zusammen?